Zyklusstörungen in der Perimenopause – wenn Deine Tage keine Regeln mehr kennen
Bei den meisten Frauen ist die Periode über viele Jahre hinweg erstaunlich verlässlich. Monat für Monat beginnt die Blutung etwa zur gleichen Zeit, dauert drei bis fünf Tage und kommt – je nach Frau – alle 26 bis 32 Tage (im Durchschnitt etwa 28 Tage). Dieses gewohnte Muster ist so präsent, dass jede Veränderung sofort ins Auge fällt.
1. Wie funktioniert der Zyklus – einfach erklärt
Bei den meisten Frauen ist die Periode über viele Jahre hinweg erstaunlich verlässlich. Monat für Monat beginnt die Blutung etwa zur gleichen Zeit, dauert drei bis fünf Tage und kommt – je nach Frau – alle 26 bis 32 Tage (im Durchschnitt etwa 28 Tage). Dieses gewohnte Muster ist so präsent, dass jede Veränderung sofort ins Auge fällt.
Der Zyklus wird durch ein sensibles Zusammenspiel der Hormone Östrogen und Progesteron gesteuert: Östrogen baut die Gebärmutterschleimhaut auf und bereitet den Eisprung vor, Progesteron stabilisiert die Schleimhaut nach dem Eisprung. Fällt die Befruchtung aus, sinken beide Hormonspiegel – und die Regelblutung beginnt. Dieses System kann durch Stress, Schlafmangel oder Krankheiten gestört werden. Auch Verhütungsmittel greifen direkt ein: Die kombinierte Pille verhindert den Eisprung und sorgt für regelmäßige, leichte Entzugsblutungen. Im Gegensatz dazu lassen Gestagenpräparate oder Hormonspiralen den Eisprung meist weiterlaufen – sie können den Zyklus weitgehend verändern und Blutungen unterdrücken oder unregelmäßig machen. Diese Effekte sind gut erforscht, aber bei auffälligen Veränderungen lohnt ein genauer Blick auf das verwendete Verhütungsmittel.
2. Was passiert während der (Peri‑)Menopause?
In der Perimenopause – also der Phase vor der letzten Regelblutung – verändern sich Hormonspiegel, ohne dass sie sofort ganz abfallen. Das führt dazu, dass der Zyklus bei vielen Frauen durcheinandergerät. Bei manchen werden die Abstände zwischen den Blutungen zunächst kürzer, bei anderen länger. Oft schwankt die Dauer über Monate hinweg – mal sind es 26, dann 35 Tage, dann bleibt die Regel für zwei Monate aus, um anschließend wieder aufzutauchen.
Beispielhaft Verläufe:
Sabine, 46: „Meine Periode kam immer regelmäßig alle 28 Tage – wie ein Uhrwerk! Dann kam sie mal 2 Tage früher, dann mal 3 später. Ich hatte plötzlich überhaupt keine Sicherheit mehr.“
Anja, 48: „Ich hatte nach einem halben Jahr ohne Periode gedacht, es sei vorbei – dann kam sie völlig überraschend und recht stark zurück.“
Maggi, 52: „Bei mir war einfach Schluss – ohne Vorwarnung. Ich hatte Glück, aber es hat mich auch verunsichert.“
Auch die Stärke der Blutung kann sich verändern. Einige Frauen berichten von kürzeren und leichteren Perioden, andere erleben zwischenzeitlich verstärkte Blutungen oder Schmierblutungen. Der Körper folgt nicht mehr dem gewohnten Muster – und das kann irritieren, auch wenn es medizinisch normal ist.
Zyklusstörungen sind häufig das klarste frühe Signal der Perimenopause – kurze, lange oder ausbleibende Zyklen weisen auf hormonelle Veränderungen hin.
Obwohl der Zyklus unklar erscheint, ist er meist noch nicht vollständig beendet – und eine Schwangerschaft durchaus möglich.
3. Was bedeuten die Veränderungen – körperlich und seelisch?
Zyklusstörungen sind mehr als nur ein logistisches Problem. Sie können Unsicherheit und emotionale Belastung erzeugen – vor allem, wenn die Periode jahrelang berechenbar war.
Körperliche Folgen
Veränderte Blutungsmuster – vor allem häufigere oder stärkere Perioden – können mit der Zeit zu einem Eisenmangel führen. Eine echte Blutarmut oder auch “Anämie” zeigt sich nicht sofort, sondern oft schleichend. Zunächst fühlen sich viele Frauen nur müde oder abgeschlagen, manchmal auch weniger belastbar. Bei ausgeprägtem Mangel können Symptome wie Atemnot oder auffallende Blässe dazukommen.
Ein einfacher Bluttest mit Hämoglobin- und Ferritinwerten kann hier Klarheit schaffen. Falls ein Mangel festgestellt wird, hilft eine gezielte Eisensubstitution. Diese kann jedoch gelegentlich den Magen belasten – etwa durch Übelkeit oder Verstopfung. Hier lohnt sich eine Beratung zur richtigen Form und Einnahme.
Emotionale Auswirkungen
Das Ausbleiben oder die Unregelmäßigkeit der Periode kann sehr unterschiedlich erlebt werden:
Manche Frauen empfinden Erleichterung, weil das Kapitel „Tage“ endlich endet.
Andere fühlen sich überrumpelt oder traurig – besonders, wenn ein Kinderwunsch noch nicht abgeschlossen ist oder das Thema mit dem Älterwerden verknüpft wird.
Die Ungewissheit („Kommt sie noch oder nicht?“) bringt viele aus dem Gleichgewicht.
Diese Reaktionen sind normal – und verdienen Verständnis, Raum und Austausch. Die gute Nachricht: Zyklusstörungen in der Perimenopause sind meist kein Grund zur Sorge, aber ein Anlass, gut auf sich zu achten.
4. Was tun bei Zyklusschwankungen in den Wechseljahren?
Unregelmäßige Periodenblutungen oder eine Veränderung der Stärke oder der Dauer sind in der Perimenopause häufig – und meist harmlos. Trotzdem gilt: Lass Veränderungen deines Zyklus ärztlich abklären, insbesondere wenn du
deutlich stärkere oder längere Blutungen als früher hast
Zwischenblutungen auftreten, auch wenn du hormonell verhütest
Blutungen nach mehreren Monaten Pause plötzlich wieder einsetzen
deine Periode länger zb mehr als 10 Tage anhält
In der gynäkologischen Praxis wird zunächst ein Ausschluss ernsthafter Ursachen vorgenommen – zum Beispiel durch Ultraschall, Abstriche oder eine Blutuntersuchung. Auch gutartige Veränderungen wie Polypen oder Myome können hinter den Symptomen stecken.
Welche Behandlung infrage kommt, hängt dann von verschiedenen Faktoren ab:
Blutungsstärke und -häufigkeit
individuelle Beschwerden
Wunsch nach Empfängnisschutz
eventuelle Begleitsymptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen
In einigen Fällen können pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer oder niedrig dosierte Gestagene helfen. Bei stärkeren Beschwerden kann eine gezielte Hormontherapie sinnvoll sein – oder auch der Einsatz einer hormonhaltigen Spirale, die gleichzeitig als Verhütungsmittel wirkt.
5. Hormontherapie – eine Option bei Zyklusstörungen?
Eine menopausale Hormontherapie (MHT) kann helfen, wenn neben Zyklusschwankungen weitere Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafprobleme oder Stimmungsschwankungen auftreten. Doch gerade in der Perimenopause ist die Dosierung nicht immer einfach – weil die körpereigene Hormonproduktion noch stark schwankt.
Bei sehr unregelmäßigen oder belastenden Blutungen kann es sinnvoll sein, die Eierstockfunktion gezielt „herunterzufahren“ – etwa durch:
Gestagenhaltige Hormonspiralen, die lokal wirken und die Schleimhaut gezielt beeinflussen
Gestagenpräparate, die die Schleimhaut beruhigen und starke Blutungen eindämmen können
Kombinierte MHT, angepasst an den individuellen Hormonstatus und die Lebenssituation
Wichtig: Die Auswahl der geeigneten Therapie sollte in Absprache mit einer erfahrenen Gynäkologie erfolgen – besonders, wenn bereits andere Risikofaktoren bestehen oder die Blutung sehr stark ausfällt.
6. Verhütung – wie lange noch relevant?
Auch wenn die Periode unzuverlässig geworden oder bereits seit einiger Zeit ausgeblieben ist, bedeutet das nicht automatisch Ende der Fruchtbarkeit. Solange weiterhin Eisprünge möglich sind, bleibt eine Schwangerschaft theoretisch möglich.
Viele Expert:innen empfehlen Frauen unter 50 Jahren, bis zwei Jahre nach der letzten Monatsblutung weiter zu verhüten. Ab einem Alter von 50 Jahren reicht in der Regel ein Jahr ohne Blutung aus, um die Verhütung beenden zu können – vorausgesetzt, es werden keine hormonellen Verhütungsmittel mehr verwendet, die den natürlichen Zyklus überdecken könnten.
Doch Verhütung betrifft nicht nur den Körper, sondern auch die Entscheidungen im Paar. Ob hormonelle Spirale, Gestagenpille, Kupferspirale oder Kondome – es lohnt sich, gemeinsam zu besprechen, was für eure Lebenssituation passt.
Verhütung ist in dieser Phase keine Formsache, sondern ein bewusstes Miteinander – medizinisch bedingt und partnerschaftlich getragen.
7. Was kannst du tun?
Veränderte Zyklen sind in der Perimenopause normal – dennoch: Selbstfürsorge ist hilfreich.
Zuerst: Beobachte deinen Zyklus – mittels App oder Kalender. Notiere Blutungsdauer und -intensität, ebenso begleitende Beschwerden wie Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen. Wenn dein Zyklus deutlich stärker, länger oder unregelmäßiger wird, sprich mit deiner Ärztin.
Bleibt Müdigkeit ein Thema oder wird deine Blutung stark, kann ein Bluttest (Hämoglobin, Ferritin) sinnvoll sein. Damit erkennst du einen drohenden Eisenmangel – Eisenpräparate können helfen, belastende Symptome zu lindern.
Wenn zusätzlich Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafprobleme oder Stimmungstiefs hinzukommen, solltest du dich über mögliche Therapien informieren. Gestagenpräparate, eine hormonelle Spirale oder auch eine individuell abgestimmte MHT können Entscheidungshilfen sein.
Ebenfalls relevant: Verhütung bewusst besprechen – im Dialog mit deinem Partner, der Ärztin und unter Berücksichtigung deines Befindens.
Und ganz wichtig: Deine Gefühle zählen. Zyklusschwankungen können überraschend oder erleichternd sein, aber auch verunsichern. Ob Trauer, Erleichterung oder Angst – teile deine Gedanken und such dir Verbündete, die dich verstehen und unterstützen.
Quellen:
British Menopause Society: Menopause Practice Standards, thebms.org.uk
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