Die Wechseljahre betreffen nicht nur den Körper – sie haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Emotionen. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Stimmung wie eine Achterbahn verläuft, bist du nicht allein. Unerklärliche Traurigkeit, Reizbarkeit und Momente überwältigender Frustration gehören für viele Frauen zu dieser Phase dazu. Die gute Nachricht? Diese emotionalen Höhen und Tiefen sind nicht von Dauer, und mit dem richtigen Ansatz kannst du wieder Balance finden.
Warum Stimmungsschwankungen auftreten
Schuld sind tatsächlich wieder die Hormone! Die Schwankungen während der Wechseljahre – insbesondere der Rückgang von Östrogen – können die Stimmung stark beeinflussen. Östrogen spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Serotonin und Dopamin, den Neurotransmittern (also Botenstoffen), die für Stabilität und Glücksgefühle verantwortlich sind. Gleichzeitig führt der Rückgang von Progesteron, einem Hormon mit beruhigender und schlaffördernder Wirkung, zu Unruhe und Reizbarkeit.
Doch Hormone sind nicht die ganze Geschichte. Andere Faktoren verstärken die emotionalen Herausforderungen:
Vasomotorische Symptome (VMS): Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen rauben Dir den Schlaf, was es noch schwieriger macht, emotional ausgeglichen zu bleiben.
Psychosoziale Stressfaktoren: Das Leben hält während der Wechseljahre nicht an. Arbeitsstress, familiäre Verpflichtungen (Kinder, Eltern) oder die Anpassung an körperliche Veränderungen können Stimmungsschwankungen verstärken.
Bestehende gesundheitliche Probleme: Erkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder Nährstoffmangel (z. B. B12 oder Vitamin D) können sich wie Stimmungsschwankungen anfühlen oder diese verschlimmern.
Sinkende Östrogenspiegel in den Wechseljahren wirken direkt auf die Hormonrezeptoren im Gehirn und können Stimmung, Schlaf und emotionale Balance durcheinanderbringen. Dieses Wissen ist der erste Schritt, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Stimmungsschwankungen während der Wechseljahre diagnostizieren
Eine genaue Diagnose ist der Schlüssel, um Stimmungsschwankungen während der Wechseljahre zu bewältigen. Dazu gehört, Deine individuellen Symptome zu verstehen und andere mögliche Ursachen auszuschließen.
Symptome bewerten: Ärztinnen und Ärzte untersuchen die Intensität, Häufigkeit und Muster Deiner Stimmungsschwankungen. Tritt die Veränderung parallel zu körperlichen Symptomen wie Hitzewallungen auf?
Andere Ursachen ausschließen: Es ist wichtig, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Depressionen oder einen Mangel an wichtigen Nährstoffen als Ursachen auszuschließen.
Screening-Tools nutzen: Validierte Fragebögen wie der Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9) oder die Menopause-D-Skala können helfen, die Wurzel der Symptome zu klären.
Stimmungsschankungen bewältigen: Behandlungsoptionen
Stimmungsschwankungen müssen Dein Leben nicht bestimmen. Eine Kombination aus Lebensstiländerungen und gezielter Behandlung kann Dir helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen.
Ernährung: Die sogenannte mediterrane Ernährung – reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Omega-3-Fettsäuren – unterstützt das Gehirn und stabilisiert die Stimmung. Weniger Zucker kann helfen, den Abfall von Energie und Stimmungsschwankungen zu vermeiden.
Bewegung: Bewegung tut der Seele gut! Studien zeigen, dass bereits 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche depressive Symptome erheblich reduzieren können. Egal ob Gehen, Yoga oder Schwimmen – regelmäßige Aktivität senkt Stresshormone und fördert Endorphine.
Schlafhygiene: Guter Schlaf ist unverzichtbar. Schaffe eine erholsame Umgebung: dunkle, ruhige Schlafzimmer, feste Schlafzeiten und keine Bildschirme vor dem Schlafengehen. Schlaf regeneriert sowohl den Körper als auch Emotionen.
Menopausale Hormontherapie (MHT): MHT kann Stimmungsschwankungen lindern, insbesondere in Kombination mit anderen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen. Studien deuten darauf hin, dass Östrogen während der Perimenopause ähnlich effektiv wie Antidepressiva sein kann. MHT wird jedoch selten als Erstlinientherapie bei schweren Depressionen empfohlen und sollte individuell angepasst und regelmäßig überprüft werden.
Nicht-hormonelle Therapien: Bei starken Stimmungsschwankungen können Antidepressiva wie SSRIs (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors) oder SNRIs (Serotonin-Noradrenaline Reuptake Inhibitors) wirksam sein. Diese Medikamente können auch Hitzewallungen reduzieren, jedoch Nebenwirkungen wie sexuelle Dysfunktion verursachen, die mit deinem Arzt besprochen werden sollten.
Was Frauen über Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren sagen
Eine unserer Nutzerinnen beschrieb ihre Emotionen als eine ständige Pendelbewegung: „Ich konnte in einem Moment lachen und im nächsten weinen. Es fühlte sich an, als wäre ich nicht mehr ich selbst.“ Dieses „Ein-Aus-Phänomen“, bei dem Reizbarkeit oder Traurigkeit plötzlich auftauchen und wieder verschwinden, ähnelt dem prämenstruellen Syndrom (PMS), ist jedoch weniger vorhersehbar. Dies erschwert oft die Diagnose und Behandlung.
Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren können überwältigend wirken, doch sie sind handhabbar und nur vorübergehend. Mit der richtigen Unterstützung – sei es durch Lebensstiländerungen oder medizinische Intervention – kannst du diese Phase mit Widerstandskraft und Klarheit meistern. Die Wechseljahre sind zwar eine Herausforderung, aber auch eine Zeit der Transformation und Selbstermächtigung.
Quellen:
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