Wechseljahre @ Work: Der unterschätzte Faktor im Berufsleben

Die Wechseljahre betreffen weltweit Millionen von Frauen und haben tiefgreifende Auswirkungen auf das Berufsleben. In Deutschland gibt es eine wachsende Erkenntnis, dass diese Lebensphase nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Folgen hat. Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme beeinträchtigen die Produktivität von Frauen und führen u.a. zu erhöhten Fehlzeiten. Trotz dieser Herausforderungen wird das Thema am Arbeitsplatz oft tabuisiert.

Auswirkungen der Wechseljahre auf den deutschen Arbeitsmarkt

Eine deutschlandweite Umfrage der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin zeigt, wie stark die Wechseljahre das Berufsleben beeinflussen. Rund ein Viertel der Frauen mit Wechseljahresbeschwerden hat deshalb ihre Arbeitszeit reduziert, und fast jede fünfte Frau über 55 denkt über einen früheren Ruhestand nach. Weniger Arbeitsstunden oder ein früherer Renteneintritt bedeuten nicht nur Einkommenseinbußen für die Frauen, sondern auch wirtschaftliche Verluste für die Unternehmen und die gesamte Wirtschaft.

Die Kosten für krankheitsbedingte Ausfälle in Deutschland summieren sich auf Millionenbeträge. Da Frauen in der Altersgruppe von 45 bis 60 Jahren einen signifikanten Teil der Erwerbsbevölkerung ausmachen, wird der Fachkräftemangel durch die Wechseljahre zusätzlich verstärkt. Frauen in dieser Altersgruppe sind häufig hochqualifiziert und verfügen über wertvolle Erfahrung, deren Verlust für die Unternehmen spürbare Konsequenzen haben kann.

Internationale Erkenntnisse: Großbritannien und die USA als Vergleich

In Großbritannien sind etwa 4,5 Millionen Frauen im Alter von 46 bis 55 Jahren von Menopause-Symptomen betroffen. Die jährlichen Kosten durch Fehlzeiten und Produktivitätsverluste im Zusammenhang mit den Wechseljahren belaufen sich auf etwa 1,5 Milliarden Pfund. Etwa 20 % der betroffenen Frauen melden regelmäßig krankheitsbedingte Arbeitsausfälle. Diese Zahlen zeigen, dass die Wechseljahre nicht nur das persönliche Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben.

Auch die USA stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Eine McKinsey-Studie schätzt, dass durch gezielte Gesundheitsförderung und die Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren weltweit ein wirtschaftlicher Gewinn von bis zu 1 Billion US-Dollar erzielt werden könnte. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um sowohl die gesundheitlichen als auch die wirtschaftlichen Belastungen der Wechseljahre zu mindern.


Jährliche Verluste durch Fehlzeiten und Produktivitätsausfälle im Zusammenhang mit den Wechseljahren kosten Unternehmen Milliarden. Jede Frau hat es verdient, in dieser Phase volle Unterstützung zu erhalten—es ist eine Investition in eine gesündere, produktivere Belegschaft.

Physische und psychische Symptome und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsleistung

Die Symptome der Wechseljahre sind vielfältig und wirken sich unterschiedlich auf die Arbeitsfähigkeit von Frauen aus. Zu den häufigsten Beschwerden, die die Produktivität beeinträchtigen, gehören:

  • Hitzewallungen: Plötzliche Hitzewellen und Schweißausbrüche sind in allen Berufen unangenehm. Besonders herausfordernd ist es für Frauen, die im Rampenlicht stehen, in der Ausbildung tätig sind, das Unternehmen repräsentieren, körperlich arbeiten oder Uniformen tragen müssen.

  • Schlafstörungen: Diese führen zu Müdigkeit und Erschöpfung und beeinträchtigen die Konzentration und Leistungsfähigkeit bei jeglicher Form von Arbeit. 

  • Kognitive Probleme (wie Brain Fog): Schwierigkeiten beim Denken, Gedächtnisverlust und Konzentrationsstörungen behindern Frauen insbesondere in Berufen mit hohen kognitiven Anforderungen.

  • Muskel- und Gelenkschmerzen: In körperlich anspruchsvollen Berufen führen diese Beschwerden zu zusätzlichen Herausforderungen und erhöhen das Risiko von Arbeitsausfällen.

In Berufen, in denen Präzision und schnelles Reaktionsvermögen entscheidend sind, wie bei Pilotinnen, Busfahrerinnen oder medizinischem Personal können Symptome wie Müdigkeit und kognitive Probleme verheerende Auswirkungen haben. Studien zeigen, dass fast 57 % der Frauen das Gefühl haben, aufgrund ihrer Symptome weniger produktiv zu sein​.

Fehlende Unterstützung und Stigmatisierung am Arbeitsplatz

Trotz der erheblichen Auswirkungen erhalten Frauen in Deutschland nur wenig Unterstützung. Laut der HWR-Studie geben nur etwa 10 % der Frauen an, dass ihr Arbeitgeber sie in dieser Lebensphase unterstützt. Dies führt oft zu einem Gefühl der Isolation und Scham, wodurch die Frauen ihre Beschwerden verbergen​.

Die Angst vor Diskriminierung spielt hierbei eine große Rolle. Viele Frauen befürchten, als weniger leistungsfähig wahrgenommen zu werden, wenn sie ihre Wechseljahresbeschwerden offen ansprechen. Dies führt dazu, dass fast die Hälfte der betroffenen Frauen keine Unterstützung am Arbeitsplatz sucht, obwohl sie es dringend benötigen würden.

Unterschätze nicht die Wirkung, wenn Du das Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz ansprichst. Wenn Unternehmen handeln, schaffen sie ein gesünderes, unterstützendes Umfeld, das das Wohlbefinden und die Produktivität aller verbessert. Gemeinsam brechen wir das Tabu!

Ein ganzheitlicher Lösungsansatz für Unternehmen

Um die Auswirkungen der Wechseljahre auf Frauen und Unternehmen zu mindern, ist ein holistischer Ansatz erforderlich, der sowohl Gesundheitsförderung als auch individuelle Unterstützung umfasst:

  • Health Literacy und digitale SchulungsangeboteUnternehmen sollten digitale Schulungsprogramme anbieten, um das Bewusstsein für die Wechseljahre zu schärfen. Diese Programme können Führungskräfte und Mitarbeitende gleichermaßen über die Symptome und deren Bewältigung informieren. Schulungen für Führungskräfte sind besonders wichtig, um eine unterstützende und stigmatisierungsfreie Arbeitskultur zu schaffen.

  • Personalisierte Therapie und UnterstützungPersonalisierte Therapieansätze, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind, helfen den Frauen, Symptome besser zu bewältigen und ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Unternehmen könnten Gesundheitsdienstleistungen bereitstellen oder Kooperationen mit spezialisierten Gesundheitsanbietern wie Evela Health eingehen.

  • Companion App zur Dokumentation und ErfolgskontrolleEine digitale Companion App hilft dabei, Symptome zu dokumentieren und den Erfolg von Therapien zu messen. Insbesondere eine kontinuierliche Erfassung von Daten kann Behandlungspläne verbessern, um die Lebensqualität der Frauen und ihre Produktivität zu steigern.

Für EU-Compliance und ESG-Punkte: Menopause-Unterstützung gehört ins Reporting

Mit den neuen EU-Richtlinien CSDDD und CSRD müssen Unternehmen künftig umfassender zu sozialen Nachhaltigkeitsthemen berichten. Unterstützung für Frauen in den Wechseljahren fördert ein inklusives Arbeitsumfeld und verbessert Produktivität und Bindung qualifizierter Mitarbeitender, was im ESG-Kontext zunehmend relevant wird.

Umsetzung und Sanktionen

Die CSRD tritt gestaffelt in Kraft: ab 2024 für große kapitalmarktorientierte Unternehmen (über 500 Mitarbeitende), ab 2025 für große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden oder 40 Mio. Euro Umsatz, und ab 2026 für kapitalmarktorientierte KMUs. Bei Nichteinhaltung drohen Sanktionen von bis zu 5 % des Jahresumsatzes, je nach Schwere des Verstoßes.

So können Unternehmen durch Menopause-Unterstützung nicht nur soziale Verantwortung zeigen, sondern auch regulatorische Anforderungen erfüllen.


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