Die Wechseljahre sind keine abrupte Veränderung, sondern ein langfristiger Prozess, der oft mehr als zehn Jahre dauert. Während dieser Zeit stellen die Eierstöcke nach und nach die Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron ein. Diese Hormone beeinflussen nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch viele andere Körperfunktionen, wie das Herz-Kreislauf-System, die Knochendichte und das allgemeine Wohlbefinden. Die Auswirkungen sind sowohl körperlich als auch emotional und betreffen verschiedene Lebensbereiche – von der Partnerschaft über die sexuelle Gesundheit bis hin zum sozialen Umfeld und beruflichen Aktivitäten.
Der Übergang in die Wechseljahre und in die verschiedenen Stadien ist oft nicht klar abzugrenzen. Manche Frauen haben bereits im ersten Studium, der Prämenopause, Symptome, während andere erst später Veränderungen wahrnehmen. Der Prozess ist sehr individuell und daher ist es wichtig, die verschiedenen Stadien zu kennen und auf Signale des eigenen Körpers zu achten.
Bin ich bereits in den Wechseljahren? Herausforderungen bei der Diagnose
Die Diagnose der Wechseljahre erfolgt durch die Bewertung der vorliegenden Beschwerden. Typische Anzeichen wie unregelmäßige Zyklen, Hitzewallungen und Schlafstörungen geben deutliche Hinweise. Nur in Ausnahmefällen wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, um die Hormonspiegel zu messen und andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. An die Wechseljahre wird aber nicht immer gedacht, insbesondere, wenn weniger bekannte Symptome wie Muskel- und Gelenkschmerzen oder „brain fog“ im Vordergrund stehen.
Dein Wissen über die Wechseljahre wird Dir helfen, frühzeitig Veränderungen zu erkennen und mit Deiner Wechseljahresexpertin, Ärztin oder Arzt zu besprechen.
Die vier Phasen der Wechseljahre
1) Prämenopause
Die Prämenopause beginnt oft in den späten 30er-Jahren. In dieser Phase ist die Periode in der Regel noch regelmäßig, aber der Progesteronspiegel beginnt langsam zu sinken. Viele Frauen bemerken erste Symptome wie Stimmungsschwankungen, leichte Schlafstörungen oder Veränderungen im Menstruationszyklus. Diese Phase kann bis zu zehn Jahre dauern. Vielleicht hast du es schon gespürt: Schlaflosigkeit oder emotionale Unausgeglichenheit, obwohl im Beruf und privat alles “so läuft wie immer”.
2) Perimenopause
Die Perimenopause ist die Phase, in der die stärksten hormonellen Schwankungen auftreten. Sie kann bis zu sieben Jahre andauern und ist durch abnehmende Spiegel von Östrogen und Progesteron gekennzeichnet. Die hormonellen Schwankungen können ziemlich stark ausfallen und zu unregelmäßigen Zyklen und stärkeren Symptomen führen. Unerwartete Hitzewallungen, Nachtschweiß oder plötzliches Aufwachen mitten in der Nacht sind typisch. Viele Frauen berichten von Konzentrationsschwierigkeiten und „Brain Fog“ (Gehirnnebel), was das Berufs- und Privatleben deutliche beeinträchtigen kann.
Die Perimenopause stellt auch eine Herausforderung für Partnerschaften dar, besonders wenn es zu sexuellen Problemen wie vaginaler Trockenheit oder Schmerz beim Geschlechtsverkehr kommt. Solche Veränderungen können die Intimität stark belasten. Es ist wichtig, mit Deinem Partner über diese Veränderungen zu sprechen, da diese oft nicht als Symptome der Wechseljahre verstanden werden.
3) Menopause
Die Menopause wird als der Zeitpunkt von einem Jahr nach der letzten Menstruation definiert. Sie kann erst rückwirkend nach zwölf Monaten ohne Blutung festgestellt werden. Das Durchschnittsalter für den Eintritt in die Menopause liegt in Deutschland bei etwa 51 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt stabilisieren sich die Hormonspiegel auf einem niedrigen Niveau und ein Teil der Symptome nimmt in der Regel ab. In dieser Phase treten häufiger Symptome des urogenitalen Syndroms auf, wie vaginale Trockenheit und Atrophie, die die sexuelle Gesundheit und das Wohlbefinden beeinträchtigen können.
4) Postmenopause
Die Postmenopause beginnt ein Jahr nach der letzten Periode und dauert den Rest des Lebens. Während viele Wechseljahresbeschwerden in dieser Phase nachlassen, erhöht sich das Risiko für bestimmte Krankheiten wie Knochenschwund (Osteoporose) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Präventive Maßnahmen wie Knochendichte-Tests, Herz-Kreislauf-Check-ups und Vorsorgeuntersuchungen wie die Koloskopie und das Röntgen der Brüste (Mammographie) sind spätestens in dieser Phase essentiell und werden von den Krankenkassen übernommen. Warte nicht auf erste “verdächtige” Symptome von Krankheiten, denn Vorsorgeuntersuchungen können Krankheiten bereits im Frühstadium entdecken, bevor überhaupt Beschwerden auftreten. Je früher eine Krankheit identifiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen!
Die 4 Phasen der Wechseljahre: Die Prämenopause dauert bis etwa zum 39. Lebensjahr und ist durch stabile Hormonspiegel sowie regelmäßige Menstruationszyklen gekennzeichnet, ohne typische Menopause-Symptome. Die Perimenopause, die ungefähr ab dem 40. Lebensjahr beginnt, ist geprägt von starken Hormonschwankungen und Symptomen wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Brain Fog und Gewichtszunahme. Diese Phase kann bis zu sieben Jahre andauern. Die frühe Postmenopause, üblicherweise zwischen 51 und 60 Jahren, beginnt ein Jahr nach der letzten Menstruation. Die Hormonspiegel stabilisieren sich auf einem niedrigen Niveau, wobei einige Symptome abklingen, während Beschwerden wie vaginale Trockenheit und ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Osteoporose häufig auftreten. Die späte Postmenopause ab 60 Jahren ist geprägt von einem langfristigen Östrogenmangel, der das Risiko für chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und Demenz erhöht. Der Zeitpunkt des Übergangs in die jeweiligen Phasen variiert individuell, und die Abbildung stellt diesen Verlauf nur exemplarisch dar.
Kulturelle Unterschiede in den Wechseljahren
Die Wahrnehmung und der Umgang mit den Wechseljahren variieren kulturell erheblich. In westlichen Ländern wie Deutschland oder den USA zählen Hitzewallungen und Schlafstörungen zu den häufigsten Symptomen, während in asiatischen Kulturen, beispielsweise in Japan, Hitzewallungen seltener berichtet werden. Dies könnte auf unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten und kulturelle Einstellungen zur Menopause zurückzuführen sein. In einigen Kulturen wird die Menopause als „befreiende Phase“ erlebt, in der die Erwartungen an Mutterschaft und Fruchtbarkeit wegfallen. In anderen hingegen besteht weiterhin der Druck, „jugendlich und fruchtbar“ zu bleiben, oder das Thema wird stigmatisiert und oft verschwiegen. Erfreulicherweise wächst das Bewusstsein für die Bedeutung der Wechseljahre, und die Gesellschaft beginnt, sich diesem Thema offener zu widmen. Es ist längst an der Zeit – schließlich betrifft es die Hälfte der Menschheit. Jede Person, die sich mit den Wechseljahren auseinandersetzt und darüber spricht, trägt dazu bei, das Thema sichtbarer zu machen und gesellschaftliche Akzeptanz sowie Gleichberechtigung zu fördern.
Wechseljahre und der Einfluss auf das soziale Leben
Die Wechseljahre beeinflussen nicht nur den Körper, sondern auch das soziale Leben und die Beziehungen vieler Frauen. In dieser Phase fühlen sich viele Frauen unsicher oder ziehen sich zurück, besonders wenn die Symptome stark ausgeprägt sind. Dies kann Freundschaften belasten und den Berufsalltag erschweren. Auch Partnerschaften sind oft betroffen, da die körperlichen und emotionalen Veränderungen Herausforderungen mit sich bringen können – beispielsweise durch sexuelle Probleme wie vaginale Trockenheit, die den Geschlechtsverkehr unangenehm machen kann. Gerade deshalb ist es wichtig, Wissen über die Wechseljahre und deren Auswirkungen zu fördern. Ein gutes Verständnis (sog. Health Literacy) hilft, die Veränderungen besser einzuordnen und aktiv damit umzugehen. Offene Gespräche mit dem Partner, Freundinnen und Experten bieten Unterstützung und erleichtern es, diesen Lebensabschnitt mit Verständnis und Zusammenhalt zu gestalten. Es betrifft schließlich die Hälfte aller Frauen – lasst uns also gemeinsam darüber sprechen und einander unterstützen.
Behandlungsmöglichkeiten und Lebensstiländerungen
Es gibt viele Ansätze, um die Symptome der Wechseljahre zu lindern. Regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Stressbewältigung spielen eine Schlüsselrolle, um den Körper während dieser Zeit zu unterstützen. Wichtig ist, auch hormonelle Therapien zu erwägen und zu diskutieren, da diese bei einer Vielzahl der Symptome sehr wirksam sind. Nicht-hormonelle Behandlungsoptionen, wie pflanzliche Präparate (z. B. Traubensilberkerze bei Hitzewallungen und damit verbundenen Beschwerden) sind meistens weniger wirksam, können aber ebenfalls Linderung bringen.
Quellen:
Deutsche Menopause Gesellschaft e.V.: https://www.menopause-gesellschaft.de
NHS (National Health Service, UK): https://www.nhs.uk/conditions/menopause/
North American Menopause Society (NAMS): https://www.menopause.org
Monteleone P et al. Symptoms of menopause — global prevalence, physiology and implications. Nat Rev Endocrinol 14, 199–215 (2018). https://doi.org/10.1038/nrendo.2017.180